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27. März 2023
Brennnessel auf den Feldern unseres Anbaupartners

Auf unserem Heimweg vom österreichi­schen Mühlviertel ins niedersächsische Diepholz machen wir einen Zwischen­stopp im südlichen Rhein-Main-Gebiet. Hier, bei Darmstadt, liegt ein Hof mit lan­ger Tradition.

Schon von Weitem können wir den Schornstein sehen, der hoch über die Dächer ragt. Er gehört zu einer ehema­ligen Schnapsbrennerei, die gut 100 Jah­re genutzt wurde und für den Hof ein wesentlicher Bestandteil der Kreislauf­wirtschaft war. Mittlerweile ist sie still­gelegt, dafür ist auf dem Hof umso mehr los: Als wir neben dem schönen Ziegelge­bäude auf das Grundstück fahren, sehen wir schon die ersten Pferde. Eine Pfer­depension gibt es hier, Koppeln und 225 Hektar Acker. Hier wachsen unter ande­rem Kürbisse, Melisse und Pfefferminze. Und die Lieblingskultur unseres Anbau­partners: die Brennnessel. Kein Wunder also, dass wir ihn in ihren Reihen finden. „Herzlich willkommen!“, ruft Andreas und überquert das Feld. „Schön, dass ihr da seid!“

Die Brennnessel, vielerorts unbeliebtes Unkraut, wird hier sehr geschätzt. Das sei nicht immer so gewesen, erzählt uns Andreas. Doch schon seine Großmutter habe ihm erklärt, wie nützlich die Pflan­ze sei. „Ich habe immer nur die roten Fle­cken auf meiner Haut gesehen“, sagt er lachend. Mittlerweile sei er fasziniert von dem Kraut. Als er vor fünf Jahren den Hof von seinen Eltern übernommen, auf Bio umgestellt und begonnen habe, seine Fel­der nach Naturland-Richtlinien zu be­wirtschaften, habe er nicht lange über­legen müssen, was er anbauen wolle. Die Wahl sei schnell auf die Brennnessel ge­fallen – „schon allein wegen der Kind­heitserinnerungen“. Aber auch, weil die Brennnessel eine angesehene Nutzpflan­ze sei: In vielen Küchen werde sie als Sa­lat, Suppe oder Beilage geschätzt. Und auch als Teekraut machten sich die ge­trockneten Blätter hervorragend.

„Die letzten Brennnesseln wurden im Herbst gesetzt“, berichtet uns Andre­as. Die Jungpflanzen seien bereits vor­gezogen eingepflanzt worden, damit sie schneller gehackt werden könnten. „Wir hatten dieses Jahr viele Pflanzenausfälle“, sagt der Landwirt. Trotz neuer Bewässe­rungssysteme sei er kaum gegen Hitze und Trockenheit angekommen. „Viele Pflanzen sind nicht richtig angewachsen. Da reichte schon ein Windstoß, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen.“ Der Herbst habe daher im Zeichen der Kor­rekturen gestanden. Neben der Brenn­nessel seien auch Pfefferminze und Me­lisse neu gesetzt worden.

„Jetzt, im Winter, sterben die Pflanzen­teile oberhalb der Erde so langsam ab. Aber im Boden tut sich noch einiges“, er­zählt unser Anbaupartner. „Die Wurzeln der Brennnesseln bilden zum Beispiel noch Seitentriebe aus, bevor die Pflan­zen dann endgültig in die Winterruhe gehen. Bei den älteren Pflanzen können wir noch die Verjüngung anregen.“ Das heißt, der Landwirt geht mit einer gröberen Maschine zwischen die Reihen, um einige Wurzeln kaputt zu ma­chen, damit diese nicht verholzen, sondern neu austreiben. Gleichzeitig bringt er damit ein wenig Luft in den Boden.

Im Frühjahr dann werden die Brennnesseln auch oberirdisch wieder wachsen und an den jetzt tro­ckenen Stängeln gestielte Laubblätter mit gezähnten Rändern sitzen. Was für eine schöne Aussicht! Und noch dazu in die­ser naturnahen Umgebung: Hinter den Feldern liegen die Hügel des Odenwal­des und noch dahinter erstreckt sich das größte hessische Naturschutzgebiet. Dem wollen wir unbedingt vor unserer Heim­reise noch einen Besuch abstatten.

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